Putins Erpressung entgegentreten: RePlanet Bericht zur Landwirtschaft
Europa muss sich Putins Angriff auf die globale Lebensmittelversorgung entgegenstellen
Die Ukraine gilt nicht nur als Getreidekammer Europas, sondern ist auch ein entscheidender Exporteur für den globalen Süden. Weltweit stammt mehr als jede zwölfte Tonne Weizen von ukrainischen Feldern. Durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine drohen hohe Lebensmittelpreise und eine Lebensmittelkrise im globalen Süden. Europa hat die Kapazitäten, sich dieser Bedrohung entgegenzustellen, so ein heute veröffentlichter Bericht.
Der Bericht stellt dar, wie die Europäische Union Maßnahmen treffen kann, um diese Lebensmittelkrise abzumildern: Indem weniger Bioenergie, weniger Fleisch produziert und weniger Lebensmittelabfälle verursacht werden, während gleichzeitig die Produktivität der EU-Landwirtschaft zunimmt. Erarbeitet wurde der Bericht von der Umwelt-NGO RePlanet und ihrer deutschen Partnerorganisation, dem Öko-Progressiven Netzwerk e. V. Beide haben sich dem Einsatz für wissenschaftsbasierte Nachhaltigkeit verschrieben. Im Durchschnitt produzieren ukrainische Bäuer*innen Lebensmittel für bis zu 400 Millionen Mensch weltweit. Putins Krieg in der Ukraine behindert und blockiert die Ausfuhr von Lebensmitteln. Damit einhergehend stiegen Lebensmittelpreise bereits um
mehr als 20 %. Laut dem UN World Food Programme sind nun bis zu 49 Millionen
Menschen in dutzenden Ländern akut von Hungersnöten bedroht.
Mark Lynas ist Hauptautor dieses Berichtes. „Genau wie Europa aufhören muss, Energie vom Kreml zu kaufen, müssen wir uns dem Hunger im globalen Süden entgegenstellen, indem wir gleichzeitig unseren Konsum verändern und mehr Lebensmittel produzieren,“ sagt er.
Der Bericht mit dem Titel „Wie ein Mann die Welt verhungern lässt und was Europa tun muss, um ihn zu stoppen“ ist Teil einer größeren Kampagne von RePlanet unter dem Slogan „Switch Off Putin“ zur Unterstützung der Ukraine. Ein vorangegangener Bericht zeigte detailliert, wie ein Boykott russischer fossiler Energieträger in Europa möglich ist durch einen Wechsel hin zu alternativen Energiequellen und Sparsamkeit.
Im vorliegenden Bericht betont Lynas, dass alleine das Aussetzen der Produktion von Biokraftstoffen wie Ethanol ein Fünftel der ukrainischen Weizenexporte ausgleichen könnte. Im gleichen Zug kann eine Reduktion des Fleischkonsums vor allem von Rind und Schwein von 50 % in Europa bis zu 80 Millionen Tonnen Getreide für die menschliche Ernährung freigeben. Ein Wandel hin zu einer stärker pflanzenbasierten Ernährung könnte dabei zusätzlich Emissionen und Landnutzung in Europa nachhaltig reduzieren.
Die Europäische Union muss in diesem Sinne ihr Ziel, den Anteil biologischer
Landwirtschaft zu verdreifachen, genau hinterfragen, da Ökolandbau mit einem
verringerten Ertrag und damit größerem Flächenbedarf einhergeht. Im Gegensatz dazu sollte die Farm-2-Fork-Strategie technologieoffen entlang evidenzbasierter
Nachhaltigkeitsziele wie Emissionen, Landbedarf und Biodiversität ausgerichtet werden. So sollte die EU auch die Haltung zu neuen Züchtungstechnologien im Blick auf die weltweite Ernährungssicherheit diskutieren. Eine sofortige Adaption von biotechnologisch optimierten Pflanzen kann Erträge verbessern und Abhängigkeiten von Pflanzenschutzmittel reduzieren.
Einige Eckpunkte des Reports:
🚘 Europa verbrennt täglich 15 Millionen Laibe Brot pro Tag im Tank von Benzinern in Form von Bioethanol. Die Verpflichtung anteilig Bioethanol zu produzieren führt dazu, dass täglich 10.000 Tonnen Weizen zu Ethanol umgewandelt werden.
🐷 160 Millionen Tonnen der jährlich 274 Millionen Tonnen Getreide, die in der EU
produziert werden, werden als Tierfutter verwendet. Fleischkonsum zu halbieren
würde demzufolge 80 Millionen Tonnen Getreide zusätzlich freigeben.
🧬 Die Zulassung neuer Züchtungsmethoden wie Genome Editing könnte eine
Ertragssteigerung von 20 % erzielen. Dieser Zugewinn entspricht dem kombinierten Weizenexport von Russland und der Ukraine.
Wir als Öko-Progressives Netzwerk stehen bereit, über diese Forderungen mit politischen Entscheidungsträger*innen ins Gespräch zu kommen und konstruktiv zur Lösungsfindung beizutragen.
Downloads:
- Orginalbericht auf der #SwitchOffPutin Kampagnenseite.
- Deutsche Übersetzung des Berichtes
- Pressemeldung_RePlanet_Report (deutsch)
- Mitgliederversammlung 2024 in Münster - 20. März 2024
- CRISPR möglich machen, Nachhaltigkeit voranbringen: Unsere Rückmeldung an die EU-Kommission - 7. Dezember 2023
- Nachhaltigkeit und synthetische Biologie - 7. November 2022
Getagged mit:gentechnik, getreide, import, krieg, krise, landwirtschaft, nachhaltigkeit, pflanzenzüchtung, putin, russland, switchoffputin, ukraine, ukrainekrise, wissenschaft