Bioökonomie-Adventskalender-Türchen

1. Dezember 2020

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© Daria Chrobok, DC SciArt

Eine Frage des Geschmacks

Organismus: Bakterien

Anwendungsgebiet: Lebensmittel

Zeithorizont: Gegenwart

Lebensmittel sind mehr als nur Kohlenhydrate, Proteine und Fette, also das was wir im engeren Sinne als Nährstoffe umschreiben würden. Sie machen erst richtig Spaß, wenn eine Vielfalt von anderen chemischen Substanzen mit im Spiel ist, wie ätherische Öle, Alkaloide und alles was sonst noch für Geruch und Geschmack sorgt. Eine Substanz, die den Geschmack der Vanilleschote ausmacht und uns allen wohl bekannt ist, ist das berühmt-berüchtigte Vanillin, der zweithäufigst beigefügte Aromastoff weltweit. Die Vanille-Orchidee produziert nur kleine Mengen Vanillin und kann damit dem weltweiten Hunger nach Vanille-Geschmack schon lange nicht mehr abdecken. Tatsächlich entstehen gerade einmal noch 0.5 % des weltweiten Vanillins direkt aus Vanilleschoten. Der Großteil des heutzutage verzehrten Vanillins stammt aus der aus Erdöl gewonnen Substanz Guajacol.

Aber wie könnten wir ohne fossile Rohstoffe das Vanille-Eis der Zukunft herstellen? Und gleichzeitig die Flächen für den Anbau von Vanille-Orchideen nicht extrem ausweiten? Die biologische Herstellung von Vanillin kann von bestimmten Rohstoffen ausgehen, zum Beispiel von Ferulasäure. Eine Quelle von Ferulasäure könnte sogenannter Lignocellulose(LC)-Abfall sein. Ein komplizierter Name für holzige Reste aus verschiedensten Quellen wie Getreide-Kleie, Zuckerrübenschnitzeln oder Palmöl-Abfällen. All diese Abfälle enthalten Ferulasäure und wären mögliche Grundstoffe für eine biologische Vanillinindustrie. Verschiedene Mikroorganismen können dabei helfen, um Vanillin aus LC-Abfall zu gewinnen, zum Beispiel das Bakterium Streptomyces setonii. So könnten vermeintliche Abfälle zu hochwertigen Geschmacksstoffen für das Softeis der Zukunft aufgewertet werden.