Bioökonomie-Adventskalender-Türchen

1. Dezember 2020

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© Daria Chrobok, DC SciArt

Pflanzenschutz von unten

Organismus: Bakterien, Pflanzen

Anwendungsgebiet: Landwirtschaft

Zeithorizont: Zukunft

Warum ist der Boden so essentiell für Pflanzen und vor allem für die Kultivierung von Nutzpflanzen? Er bietet den Ankerpunkt für die Wurzeln und ist die Quelle für Wasser und wichtige Nährstoffe. Aber nicht nur das, er ist auch bevölkert von einer großen Vielfalt an Mikroorganismen, die zum Teil viele der im Boden gebundenen Nährstoffe für die Pflanzen erst verfügbar machen. Ein Beispiel sind Bakterien oder Pilze, die in einer Symbiose mit den Pflanzen im Austausch gegen Kohlenhydrate Mikronährstoffe oder Stickstoff aus der Luft zur Verfügung stellen. Man weiß mittlerweile, dass außerdem eine ganze Reihe von Bakterien, durch die Bereitstellung von Mikronährstoffen wie Zink, Phosphor oder Eisen oder durch die Ausscheidung von Hormonen das Wachstum und die Stresstoleranz von Pflanzen positiv beeinflussen [1]. Außerdem stehen diese nützlichen Mikroorganismen in Konkurrenz zu pflanzlichen Pathogenen (also solchen Mikroorganismen, die den Pflanzen schaden) und können somit die Pflanzen vor einem Befall schützen. Das Wissen um diese Vorteile wächst und es wird versucht, das nützliche Mikrobiom im Boden durch landwirtschaftliche Praktiken zu schützen. Neuere Ansätze gehen hier noch einen Schritt weiter und versuchen das Mikrobiom gezielter zu beeinflussen, um die gewünschten Effekte, angepasst auf die jeweilige Nutzpflanze, zu erzielen [1-3]. Durch die Zugabe von bestimmten Mikroorganismen in den Boden könnten beispielsweise höhere Erträge in Weizen, Mais, Hafer, Tomate, Kartoffel und anderen Nutzpflanzen erreicht werden [1]. Auch nützliche, aus Bakterien isolierte Stoffe könnten auf Pflanzen oder in den Boden gegeben werden, um vorteilhafte Effekte zu nutzen [4]. Außerdem könnten Technologien wie Genome Editing genutzt werden, um durch präzisere Züchtung die Kommunikation zwischen Pflanzen und Bakterien zu verbessern bzw. das Ausscheiden von vorteilhaften Molekülen zu fördern[4]. Zukünftig müssen das komplexe Zusammenspiel von Umwelt, Mikrobiom, Nutzpflanze und landwirtschaftlichen Inputs (Pflanzenschutzmittel, Dünger usw.) noch weiter erforscht und die Möglichkeiten zur Beeinflussung der Boden-Community ausgelotet werden. Es zeichnet sich jedoch ab, dass hier viel Potential für eine nachhaltigere Landwirtschaft besteht.

Quellen:
[1] Shameer, S., & Prasad, T. N. V. K. V. (2018). Plant growth promoting rhizobacteria for sustainable agricultural practices with special reference to biotic and abiotic stresses. Plant Growth Regulation, 84(3), 603-615.
[2] Gouda, S., Kerry, R. G., Das, G., Paramithiotis, S., Shin, H. S., & Patra, J. K. (2018). Revitalization of plant growth promoting rhizobacteria for sustainable development in agriculture. Microbiological research, 206, 131-140.
[3] Backer R, Rokem JS, Ilangumaran G, Lamont J, Praslickova D, Ricci E, Subramanian S and Smith DL (2018) Plant Growth-Promoting Rhizobacteria: Context, Mechanisms of Action, and Roadmap to Commercialization of Biostimulants for Sustainable Agriculture. Front. Plant Sci. 9:1473. doi:10.3389/fpls.2018.01473
[4] Arif, I., Batool, M., & Schenk, P. M. (2020). Plant Microbiome Engineering: Expected Benefits for Improved Crop Growth and Resilience. Trends in Biotechnology.