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Bericht: GASB meets ÖkoProg Vol. 3 – Bundestagswahl-Spezial: Biologisch in die Zukunft! Können wir Deutschland nachhaltig gestalten?

Viele Parteien halten in diesen Wochen ihre Parteitage ab und starten in den Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021. Für uns war das Anlass in der dritten Episode von GASBmeetsÖkoprog am 10. Juni 2021 fünf junge Politiker:innen einzuladen und Fragen rund um Bioökonomie, Nachhaltigkeit, Innovation und den Wissenschaftsstandort Deutschland zu diskutieren. In diesem Beitrag findet ihr Zeitstempel zu den drei großen Themenblöcken sowie eine grobe Zusammenfassung der diskutierten Aspekte. Zusätzlich findet ihr am Ende des Beitrages nachträgliche Antworten unserer Gäste zu Fragen, die während der Veranstaltung unbeantwortet blieben.

Unsere drei Themenblöcke orientierten sich an den Fragen: Taugt Bioökonomie als Konzept für nachhaltiges Wirtschaften im Deutschland der Zukunft? Wie können wir dringend benötigte Innovationen in Zukunftstechnologien fördern? Wie sorgen wir dafür, dass Wissenschaftler:innen in Deutschland gute Arbeitsbedingungen vorfinden? Welchen Stellenwert haben diese Fragen in die einzelnen Parteien überhaupt? Als Gäste auf dem Podium mit dabei waren Ferike Thom (Jusos), Tim Schütz (Junge Liberale), Alexandra Barsuhn (Volt), Georg Hille (Die Humanisten) und Gregor Laukert (B90/Die Grünen). Durch den Abend führten uns Svenja Augustin und Christian-Frederic Kaiser von ÖkoProg e.V.

Der erste Themenblock wird eingeleitet von einem Videobeitrag von Dr. Natalie Laibach, die im Bereich Bioökonomie und nachhaltigkeitsorientierte Innovationen forscht. Moderatorin Svenja Augustin stellt daraufhin unseren Gästen die Frage welche Konzepte sie und ihre Parteien für eine nachhaltige und sozial gerechte Gestaltung von Bioökonomie in der nächsten Legislaturperiode und darüber hinaus haben. Mehrere unserer Gäste sind beruflich in den Agrar- und Biowissenschaften zu Hause, sodass sich eine Diskussion auf sehr hohem fachlichen Niveau entwickelt. Viel Einigkeit herrscht bei dem Grundprinzip, dass die Bekämpfung des Klimawandels eine der wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahrzehnte sein wird, und dass Erkenntnisse aus den Naturwissenschaften mehr als bisher in die politischen Prozesse eingebunden werden sollten. Im Laufe der Diskussion werden vom Panel einige Klischees über die verschiedenen Parteien angesprochen und von den Gästen näher beleuchtet bzw. entkräftet. Sind die Grünen wirklich technologiefeindlich? Und was steckt dahinter, wenn der FDP vorgeworfen wird, sie würde daran glauben, dass „der Markt schon alles regelt“? Die verschiedenen Ideen und Schwerpunkte, die von unseren Gästen während der Diskussion aufgegriffen werden machen deutlich, dass es keine einfachen Antworten auf die Frage „Wie gestalten wir Deutschland nachhaltig?“ gibt und das der Strukturwandel hin zur Bioökonomie in einem Spannungsfeld zwischen sozialen, ökologischen und ökonomischen Fragen stattfindet.

Die Überleitung zum zweiten Themenblock übernimmt der Biotechnologe und Start-up Gründer Dr. Max Mundt. Jetzt geht es zuerst um die Frage, wie wir in Deutschland und Europa die Risikoabschätzung für den Einsatz neuer Technologien, z.B. Genomeditierung in der Landwirtschaft, organisieren sollten. Im zweiten Teil dieses Themenblocks geht Moderator Christian-Frederic Kaiser noch einmal auf das Thema „Gründungsstandort Deutschland“ ein. Unsere Gäste erzählen von lokalen Initiativen und neuen Ideen, wie gerade jetzt auch im Blick auf die Coronakrise Start-up Gründer:innen unterstützt werden können. Ein interessantes Spannungsfeld ergibt sich, als das Gespräch darauf kommt, was mit den Gewinnen passiert, wenn ein Unternehmen nach staatlicher Förderung erfolgreich geworden ist. Einige Gäste heben die Wichtigkeit der Hochschulen für technologische Innovation und Unternehmensgründungen hervor, und dass Förderung von Grundlagenforschung und Start-up Gründungen Hand in Hand gehen müssen.

Und damit lässt sich der perfekte Bogen zum dritten Themenblock des Abends schlagen. Alle unsere Gäste haben bis hierher schon mehrfach betont, wie wichtig Wissenschaft und Innovation sind, um die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anzugehen. Doch wie sehen eigentlich die Arbeitsbedingungen von Wissenschaftler:innen am Standort Deutschland aus? Leider nicht besonders gut, erklären Robert Hoffie, der am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung für seine Doktorarbeit forscht, und Moderatorin Svenja Augustin. Die überwältigende Mehrheit von Wissenschaftler:innen unter 40 Jahren ist an den deutschen Hochschulen mit befristeten Verträgen angestellt, und ein Großteil von ihnen ist befristet auf weniger als ein Jahr. Unsere Gäste sind sich größtenteils einig, dass die Situation an den Universitäten und Forschungsinstituten verbessert werden muss, um langfristig Forschung auf Spitzenniveau in Deutschland zu ermöglichen. Doch bei der Frage der Finanzierung von mehr unbefristeten Stellen im Mittelbau zeigen sich die unterschiedlichen Konzepte der verschiedenen Parteien.

Nach gut anderthalb Stunden abwechslungsreicher Diskussion bittet Svenja Augustin dann die Gäste noch um ein kurzes Schlussstatement. GASBmeetsÖkoprog verabschiedet sich damit in die Sommerpause. Wir haben schon viele Ideen für die nächsten Veranstaltungen diesen Herbst. Wenn ihr auf dem Laufenden bleiben möchtet, dann meldet euch doch hier zu unserem Newsletter an.

Vielen Dank an unsere Gäste, die sich dieser Paneldiskussion gestellt haben.

Spezieller Dank geht an Natalie Laibach, Max Mundt und Robert Hoffie, die mit ihren Videobeiträgen jeweils eine tolle Einleitung in die verschiedenen Themenblöcke geliefert haben.

Euer GASBmeetsÖkoprog Team

Vinca, Christian, Svenja, Martin, René, Jana, Margareta, Jakob, Natalie und Anja

Hier geht es zur Aufzeichnung der Veranstaltung:

https://www.youtube.com/watch?v=XURoB7FGDg0

Zeitstempel der Themenblöcke:

  1. Nachhaltigkeit erreichen durch Bioökonomie?- 10:00
  2. Wie wird Deutschland zu einem attraktiven Standort für Start-ups im Bereich Biowissenschaften?
    a) Wie kann eine sinnvolle Risikoabschätzung, z.B. für moderne Gentechnik aussehen? – 36:20
    b) Innovationsstandort Deutschland – 1:05:00
  3. Wie können die Arbeitsbedingungen von jungen Wissenschaftler:innen in Deutschland verbessert werden? – 1:14:14
  4. Schlussstatements – 1:39:00

Antworten der Teilnehmer zu unbeantworteten Zuschauerfragen:

Frage von Johannes Güntert (07:17 PM) Habt ihr für voll entwickelte Bioökonomie schon einmal den Energieaufwand in TWh/a zusammengerechnet?
Ferike Thom: Klares Nein. Da halte ich mich lieber an Wissenschaftler*innen, deren Fachexpertise das wirklich ist.
Georg Hille : Nein. Uns ist jedoch bewusst, dass viele sinnvolle Technologien, wie zum Beispiel Vertical Farming, einen enormen Stromverbrauch haben. Eine CO2-arme und zuverlässige Stromversorgung wäre somit Voraussetzung, um diese Technologien umwelt- und klimafreundlich zu skalieren. Dies ist mit der aktuellen Energiepolitik, etwa durch den pauschalen Verzicht auf CO2-arme und wetterunabhängige Kernenergie, schwer umsetzbar. 

Frage von Daniel Moser (07:21 PM) Ihr scheint in vielen Punkten einer Meinung zu sein (was gut ist). Was denkt Ihr unterscheidet Eure Position von denen der Anderen?
Ferike Thom: Ich fand, dass die Frage „Wer soll’s regeln?“ sehr unterschiedlich beantwortet wurde: Ich denke, wir müssen da als Gesamtgesellschaft ran und da gemeinsam Verantwortung übernehmen. Der freie Markt wird uns da nicht zu den Erfolgen führen, die wir brauchen.
Georg Hille: Alle wollen mehr Umwelt- und Klimaschutz; Unterschiede finden sich unter anderem in der Auswahl der Mittel, die akzeptiert oder verworfen werden, beziehungsweise dem Weltbild dahinter. Die Humanisten lehnen Esoterik und Pseudowissenschaften ab und versuchen, bei der Positionsfindung dem wissenschaftlichen Konsens zu den verschiedenen Aspekten zu folgen. Zwei Drittel der Bundestagsparteien verbreiten hingegen regelmäßig Natürlichkeitsfehlschlüsse, sie lehnen Grüne Gentechnik mit fadenscheinigen Begründungen ab und vertreten Narrative von böser „Chemie“. Umgekehrt gibt es Förderungen für esoterische Konzepte in Landwirtschaft und Gesundheit von ebendiesen Parteien. Politik, die sich derart von wissenschaftlich nachweisbarer Realität entfernt, ist aus unserer Sicht nicht zukunftsfähig.
Tim Schütz: Die Freien Demokraten setzen im Gegensatz zu nahezu allen anderen politischen Wettbewerbern aus dem Panel auf den Emissionszertifikatehandel als Basis für umweltpolitische Fragen. So sollen gerade Innovationen (auch im Bereich der Bioökonomie) angeregt werden und es entsteht eine bessere Planbarkeit für alle Beteiligten. Zudem möchten wir Freie Demokraten durch nachgelagerte Studiengebühren dafür sorgen, dass beste Forschungsbedingungen in ganz Deutschland herrschen. Ein zentraler Faktor im Umweltschutz und Alleinstellungsmerkmal in dieser Runde.

Frage von Daniel Moser (07:22 PM) Wie ist Eure Position im Vergleich zu Eurer gesamten Partei?
Ferike Thom: Als Jusos streiten wir für ein radikal anderes Wirtschaftssystem, nämlich den demokratischen Sozialismus.  Wir sind daher deutlich grundsätzlicher in unseren Positionen als die SPD und formulieren Forderungen früher, wie die Abkehr von Hartz IV oder eine Mindestausbildungsvergütung. Schlussendlich schließt sich die SPD da uns dann aber oft auch an.
Georg Hille: Die Humanisten haben noch keine explizite Position zu Bioökonomie, aber wir haben grundsätzlich eine zukunftspositive und technologieoffene Einstellung, wenn es um die Beantwortung der Fragen unserer Zeit geht. Wir sehen in gesellschaftlichen und technischen Innovationen den vielversprechendsten Weg, um die Widersprüche zwischen menschlicher Zivilisation und unserer Umwelt zu versöhnen. Diesem Gedanken ist unser Repräsentant bei der Diskussion gefolgt.
Tim Schütz: Im Bereich Bioökonomie und Umweltschutz liegen Junge Liberale und Freie Demokraten glücklicherweise sehr nah beieinander. Unterscheidungen lassen sich eher in kleineren Detailfragen vor Ort machen.

Frage von Natalie Laibach (07:31 PM) Wie kann man denn mit Emissionszertifikaten verhindern, dass kapitalstarke Unternehmen sich „freikaufen“? Wäre ein konsequenter CO2-Preis nicht sinnvoller?
Ferike Thom: Ich glaube, das Problem des „Freikaufens“ wäre mit einem Wechsel von Zertifikaten zu CO2-Bepreisung nicht gelöst. Der Vorteil eines festgelegten CO2-Preises wäre aber, dass man ihn an den tatsächlichen Schadenskosten einer Tonne CO2-Eqivalente festmachen könnte. Damit hätten Unternehmen endlich mal einen richtigen Anreiz, ihre Abläufe und Produktion so klimafreundlich umzubauen, dass es sich nicht nur für sie selbst, sondern auch für uns als Gesamtgesellschaft rechnet. Der theoretische Vorteil bei Emissionszertifikaten wäre, dass man eine echte Obergrenze von Emissionen festlegen könnte. Nach Jahren des Ausprobierens mit dem ETS würde ich das aber für gescheitert erklären.
Georg Hille: Die Humanisten sehen den Sinn in einer CO2-Bepreisung, haben sich jedoch noch nicht festgelegt, wie dieser Hebel ausgestaltet werden sollte. Aus unserem Wahlprogramm: „Eine hinreichend hohe CO2-Steuer und/oder Emissionshandel verteuern bestimmte Produktions- und Logistikketten und motivieren so einen Wandel zu günstigerem, klimafreundlicherem Wirtschaften und entsprechenden Investitionen“.
Tim Schütz: Bei einer konsequenten Anwendung und Ausweitung des Zertifikatehandels wird der Preis für das Ausstoßen von Emissionen schnell stark ansteigen, sodass ein „Freikaufen“ gegen jede betriebswirtschaftliche Vernunft laufen würde und selbst die Existenz der größten Unternehmen gefährden würde. Im Gegensatz zum staatlich definierten Preis ist der Handel jedoch einfacher international anzuwenden (extrem wichtig!) und erhöht die Planbarkeit für Unternehmen. Diese haben z.B. mehr Zeit, um in eigene Innovationen zu investieren.

Frage von Natalie Laibach (07:39 PM) Am aktuellen Green Deal wird kritisiert, dass sie negative Umwelteffekte aus der EU externalisiert werden (z.B. Palmöl, Biodiesel etc). Das ist ein Problem für Nachhaltigkeit. Habt ihr das bessere Ideen?
Ferike Thom: Da stimme ich absolut zu! Ich denke, der Schlüssel liegt da in der Art und Weise wie Treibhausgasemissionen aktuell bilanziert werden. Für die europäische Bilanz sieht es super aus, wenn die Produktion (z.B. für die Rohstoffe von Biodiesel) einfach im Ausland stattfindet, zur Bekämpfung des Klimawandels trägt es aber nichts bei oder schadet sogar. Von daher müssen Importe und Exporte bei der THG-Bilanzierung immer auch mitgedacht werden. Ziel muss es sein, dass der klimaneutrale Lebensstil/Wirtschaftssystem, das wir in der EU bis 2045 hoffentlich haben werden, global kopierbar ist. Das heißt, unsere Klimaneutralität darf nicht auf wackeligen Füßen stehen, wie z.B. der Verlagerung von klimaschädlicher Produktion ins Ausland oder auf Senkenprojekten im Ausland, die unsere inländischen Emissionen ausgleichen.
Georg Hille: Gerade beim Thema Biomasse oder bei der Produktion komplexer organischer Verbindungen bergen Mikroorganismen und pflanzliche oder tierische Zellkulturen großes Potenzial. Bioreaktoren zur Anzucht können wiederum in die Höhe gebaut und die Biomasseproduktion so vom problematischen Flächenbedarf entkoppelt werden. Die breite Förderung und Promotion solcher Projekte wäre eine Alternative zur schleichenden Auslagerung unserer Umweltprobleme durch immer restriktivere Vorschriften.

Frage von Natalie Laibach (07:42 PM) Braucht man wirklich Wirtschaftswachstum und freie Marktwirtschaft für Innovation? Denn Gewinne und Marktmacht können durchaus auch zu Pfadabhängigkeiten führen. Oder reicht Forschungsförderung und menschliche Kreativität aus?
Ferike Thom: Ich bin überzeugt, dass freie Marktwirtschaft und Kapitalismus keine Treiber für Innovationen und technischen Fortschritt sind. Vieles, was wir heute als Innovationen aus der Privatwirtschaft wahrnehmen, basiert auf staatlich finanzierter Grundlagenforschung oder wurde durch staatliche Gelder in den R&D-Abteilungen in den Unternehmen gefördert. In einem Privatunternehmen kann nicht komplett frei geforscht und entwickelt werden. Dort muss sich Forschung immer auch lohnen, d.h. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu einem wirtschaftlich profitablen Erfolg führen. Da kann man nicht das „Risiko“ eingehen, sich im Zweifelsfall auch mal in eine Sackgasse zu forschen. Will man aber wirklich frei forschen, kann man diese Möglichkeit nicht ausschließen.
Georg Hille: Dass freie Marktwirtschaft für Innovationen nicht unbedingt notwendig ist, haben verschiedene innovative Regime gezeigt. Die Partei der Humanisten bevorzugt Marktwirtschaft aber aus anderen Gründen. Aus unserem Leitbild: „Die Soziale Marktwirtschaft ist die einzige Wirtschaftsordnung, die mit humanistischen Werten wie individueller Freiheit, fairem Interessenausgleich und Hilfe zur Selbsthilfe vereinbar ist“.
Tim Schütz:
Innovationen beruhen auf zwei wichtigen Säulen: Zum einen muss der Staat bessere Voraussetzungen schaffen, um öffentliche Forschung anzutreiben. Universitäten müssen finanziell besser ausgestattet werden und es bedarf mehr europäischer Zusammenarbeit in der Spitzenforschung. Auf der anderen Seite muss aber auch auf privater Seite mehr in Forschung & Innovation investiert werden. Nur mit einem gesunden Arbeitsmarkt und einer gesunden Volkswirtschaft besteht 1. Das Budget im Haushalt für mehr Geld für Forschung und 2. Die Chance für Unternehmen, selber stärker zu investieren. Klimapolitik als Gegenpol zur Wirtschaft ist nicht zukunftsfähig.

Frage von Christina Dickmeis (08:12 PM) Wie stehen denn die Teilnehmenden zu Thema Wissenschaftsvertragszeitgesetz?
Ferike Thom: Ich find’s schwierig und glaube, dass das eigentliche Problem noch viel tiefer liegt. Die Hochschulen sind zu hierarchisch aufgebaut mit der Strukturierung in Lehrstühle, denen jeweils ein:e Professor:in vorsteht. Dadurch gibt es zu wenig Platz und Geld für einen akademischen Mittelbau, der ja einen Großteil der Forschung macht, aber auch zu wenig Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Talente in der Forschung und Lehre. Ich finde, dass über die aktuellen Strukturen grundlegender nachgedacht werden muss.
Georg Hille: Nicht positiv. Aus unserem Wahlprogramm: „Zudem braucht es für Wissenschaftler sicherere  Beschäftigungsbedingungen, damit diese sich effektiv auf Forschung  konzentrieren können“. An der Ausgestaltung einer Alternative arbeiten wir noch.
Tim Schütz: Unis müssen mehr finanziellen Spielraum haben, sodass deutlich mehr Forscherinnen und Forscher unbefristet eingestellt werden können.

Frage an alle außer Volt/Humanisten von Anonym (7:42 pm) Warum engagiert ihr euch bei Parteien, die seit Jahren nicht wissenschaftlich handeln, wenn euch das so wichtig ist?
Ferike Thom: An vielen Stellen richtet die SPD schon lange ihre politischen Positionen an wissenschaftlichen Grundlagen aus. Aber auch aus eindeutigen wissenschaftlichen Grundlagen kann man natürlich unterschiedliche politische Schlüsse ziehen, einfach weil Schwerpunkte und Überzeugungen unterschiedlich sind. Die Pandemie hat das ja sehr gut gezeigt: In Schulen war die Ansteckungswahrscheinlichkeit höher als im Biergarten. Daraus kann man nun entweder schließen, dass die Schulen geschlossen werden müssen, aber die Biergärten offen bleiben oder aber sagen, dass die Schulen offen bleiben, weil sie eine so viel wichtigere Aufgabe haben und man dafür an allen anderen Schrauben dreht und deswegen auch die Biergärten schließt. Wissenschaft und Politik sind da nicht das gleiche und sollten es auch nicht sein. Ich engagiere mich in der SPD, weil für mich die Schwerpunkte und Überzeugungen dort eben die richtigen sind. Da, wo ich glaube, dass die SPD bisher die falschen Schlüsse aus den wissenschaftlichen Grundlagen zieht (wie bei Genome Editing und Genome Modification), versuche ich meine Genoss:innen zu überzeugen und die Positionierung der SPD an dieser Stelle zu verändern.
Tim Schütz: Die Freien Demokraten orientieren sich stark an Forschungsergebnissen im Bereich der Umweltpolitik. Das sich Parteien nicht an der Wissenschaft orientieren ist ein Mythos, der zu Politikverdruss führt. Vielmehr müssen auch beim Klimaschutz verschiedene Wissenschaftsbereiche einbezogen werden. U.a. auch Arbeitsmarktforscher, Sozialforscher und Co.

Frage an Tim Schütz von Alexander Niederau (7:22 pm): Wie steht Ihr zu moderner Pflanzenzüchtung mittels CRISPR-Cas & Co. um die SGDs zu erreichen und Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten?
Tim Schütz: Wir befürworten dies und fordern eine gesetzliche Gleichstellung zu konventionellen Verfahren.

Frage an Tim Schütz von Anonym (7:26 pm):  Wie soll die „das regelt der Markt“-Mentalität sozialverträglich und trotzdem Effizient umgesetzt werden? Ist das überhaupt realistisch?
Tim Schütz: Bei Klimaschutz müssen Anreize und klare Systeme geschaffen werden. Der Markt alleine regelt hier nicht alles, sondern muss quasi effizienter „programmiert“ werden. Zur Sozialverträglichkeit muss eine gleichzeitige Steuerreform einhergehen. Keine Partei möchte niedrige und mittlere Einkommen so sehr entlasten, wie die Freien Demokraten. Umweltschutz darf niemals zur sozialen Ungerechtigkeit führen.

Frage an Tim Schütz von Anonym (7:28 pm): Die FDP erklärt seit ca. 50 Jahren, dass sich der Staat raus halten soll und die Innovation es schon richten wird. Was hat sich geändert, dass die jungen Liberalen auf das gleiche Wunder hoffen, dass die letzten 50 Jahre schon nicht eingetreten sind? Bis jetzt haben Innovation wie Dampfmaschine etc. eher dazu geführt, dass global gesehen der Energiebedarf gestiegen ist.
Tim Schütz: Alle Unternehmen investieren gerade in Nachhaltigkeit. In den letzten 50 Jahren hat sich extrem viel verändert.

Frage an Tim Schütz von Ron-David Roeder (7:37 pm): Ist ein Familienurlaub in New York eine Minimum an Lebensstandard für die junge Liberale?
Tim Schütz: Ich persönlich bin unter Sozialhilfe-Verhältnissen aufgewachsen. Ich möchte nur verhindern, dass sich Menschen mit niedrigerem Einkommen keinen Flugurlaub mehr leisten können. Wir müssen Umweltpolitik mit den Menschen machen, nicht gegen sie.

 

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