Zerstörung von Feldversuchen – ein Angriff auf die Freiheit der Wissenschaft 

Eine Stellungnahme des Öko-Progressiven Netzwerks e. V. 

 

Stellungnahme

Wir, der Vorstand und die Mitglieder des Öko-Progressives Netzwerk e. V., verurteilen die Zerstörung der Feldversuche der Forschenden der Universitäten Verona und Mailand. Diese Vorfälle sind nicht nur ein Angriff auf die Arbeit von Forschenden, sondern auch ein Angriff auf die Forschungsfreiheit. Weiterhin wird damit versucht, Innovationen im Agrarbereich zu behindern, die einen Beitrag dazu leisten können, die Landwirtschaft nachhaltiger und gerade angesichts des Klimawandels auch resilienter zu machen. 

 

Feldversuche mit resistentem Risottoreis 2024

Zerstörtes Forschungsfeld genomeditierter Reben. Aufnahme vom 13.02.2025. Bildrechte liegen bei den Forschenden der Universität Verona.

2024 gab es erste europäische Feldversuche mit Genomeditierten-Pflanzen (CRISPR/Cas). Eine italienische Forschergruppe der Universität Mailand wollte herausfinden, ob die unter Laborbedingungen beobachteten Eigenschaften einer genomeditierte Reissorte sich auch unter Freilandbedingungen zeigen. Der Risottoreis RIS8imo soll resistent gegen den Reisbranderreger Magnaporte oryzae sein und wurde im Mai 2024 mit 200 Setzlingen angepflanzt. Bereits im Juni 2024 wurde dieser Feldversuch durch Vandalismus zerstört. 

 

Bedeutung der Reisbrandkrankheit

Reisbrand kann bei einem starken Befall zu Ernteverlusten von etwa 50 % führen (pflanzenforschung.de, science.org) und bedroht dadurch die Ernährungssicherheit einiger Regionen erheblich. Ein gegen den Erreger (Magnaporte oryzae) widerstandsfähiger Reis könnte also zu einer Stabilisierung der Erträge und Reduktion von Fungiziden beitragen. Das und mehr hätte der Feldversuch ermitteln sollen, doch dazu kam es nicht.

 

Feldversuch mit der resistenten Rebsorte ‚Chardonnay‘ 2024

Das Versuchsfeld genomeditierter Reben vor der Zerstörung. Aufnahme vom 30.09.2024. Bildrechte liegen bei den Forschenden der Universität Verona.

Trotz der Zerstörung des Forschungsfeldes der Universität Mailand, wurde im Herbst 2024 an der Universität Verona mit der Auspflanzung genomeditierter `Chardonnay´-Reben begonnen. Diese Reben sollen widerstandsfähiger gegen den Erreger des Falschen Mehltaus, Plasmopara viticola (nature.com) sein, als die eigentlich sehr anfällige `Chardonnay´-Rebsorte.

 

Der Erreger des Falschen Mehltaus ist bei feucht-warmen Wetterbedingungen für schwerwiegende Ernteverluste verantwortlich. Das konnte u. a. 2016, 2021 und 2024 in der deutschen Weinbauregion Pfalz beobachtet werden. Vor Allem in ökologisch bewirtschafteten Parzellen folgten den andauernden Niederschlägen teils Totalausfälle der Ernte (Rheinpfalz.de). 

Bedeutung der Rebenzüchtung 

Reben im Feld.
Die genomeditierten Reben auf dem Versuchsfeld. Aufnahme vom 30.09.2024. Bildrechte liegen bei den Forschenden der Universität Verona.

Wein gehört zu den Kulturen mit dem höchsten Bedarf an Pflanzenschutzmitteln, insbesondere Fungizide gegen Pilzkrankheiten müssen in großen Mengen ausgebracht werden, um die Ernte zu schützen. Es gibt deshalb große Bestrebungen, widerstandsfähigere Reben auf den Markt zu bringen. Sie wären ein wichtiger Hebel, den Einsatz von Pflanzenschutz insgesamt zu reduzieren. Doch die Züchtungszeit beim Gehölz Weinrebe ist besonders lang, die Genetik ist kompliziert (PAW – Rebenzüchtung). Deshalb werden gerade hier große Hoffnungen auf neue Züchtungstechnologien wie die Genomeditierung gesetzt. Doch die Versuchsreihe der Universität Verona wurde im Februar 2025 nun ebenfalls  mutwillig zerstört (seedworld.com, decanter.com).

 

 

Feldversuche sind für die Forschung unerlässlich

Die genomeditierten Reben nach der Vandalismus-Attacke. Aufnahme vom 13.02.2025. Bildrechte liegen bei den Forschenden der Universität Verona.

In der Debatte rund um Neue Genomische Techniken (NGTs)  wie Genom-Editierung (z.B. mit CRISPR/Cas) wird von Kritiker*innen immer wieder angeprangert, konkrete positive Beispiele und Erfahrungen mit eben jenen Methoden würden fehlen. Ein häufig vorgetragenes Argument ist der Mangel wissenschaftlicher Evidenz aus Feldversuchen, etwa zur Praxistauglichkeit oder den Auswirkungen genomeditierter Organismen auf die Umwelt. Doch wenn Forschende versuchen, entsprechende Erkenntnisse zu diesen offenen Fragen zu finden, werden diese Versuche von Gegnern der NGTs sabotiert.

Bekenntnis

Das Öko-Progressive Netzwerk e. V. steht zu den Forschenden der Universitäten Mailand (Reis) und Verona (Reben) und verteidigt die Forschungsfreiheit. Der Schutz von wissenschaftlicher Arbeit ist essentiell für nachhaltige Innovationen.

 

Der Text wurde im Namen des Vorstands von Moritz Fritschle, Robert Hoffie und  Sophia Müllner erstellt.

Sophia Müllner

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